18. September 2015 Wilm Heinrich Allgemein, Das Wort, Die Bühne, Theater

von William Shakespeare | Deutsch von Thomas Brasch | Regie: Tilmann Köhler | Premiere am 11. September 2015 | Schauspielhaus |

Shakespeares „dunkle Komödie“ ist faszinierend und verwirrend. Sie ist voller widersprüchlicher und gegensätzlicher Ansichten – egal, ob moralische, juristische oder religiöse Themen verhandelt werden. Schon die Frage, um wen es in diesem Stück eigentlich geht, ist nicht leicht zu beantworten: Geht es um den Herzog Vincentio, der einfach keine Freude mehr an seinem Amt hat und es deshalb seinem Stellvertreter Angelo überträgt und sich anschließend aus dem Staub macht? Geht es folglich um Angelo, der, kaum im Amt, vorehelichen Sex wieder unter Haftstrafe stellt, was ihm später selbst zum Verhängnis wird? Oder geht es um Claudio, an dem die Strafe zuerst vollzogen werden soll? Steht vielleicht die Nonne Isabella, Claudios Schwester, im Mittelpunkt, die beim Statthalter um Begnadigung fleht und in ihrer strengen Gläubigkeit genauso halsstarrig ist wie Angelo in seiner rigiden Staatsführung? Oder sind die eigentlichen Hauptfiguren das Fußvolk, das Rotlichtmilieu, durch die Puffmutter Overdone und den Zuhälter Pompejus vertreten, die ihre Existenz bedroht sehen? (Text: Staatsschauspiel Dresden)


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